Hermann Lietz
Leben und Lernen im Landerziehungsheim
Vor über hundert Jahren gründete der Reformpädagoge Hermann Lietz das erste Landerziehungsheim. Heute gibt es in Deutschland über 20 Landerziehungsheime, fünf davon bezeichnen sich ausdrücklich als Hermann-Lietz-Schulen.
Neben der reinen Vermittlung von Wissen muss ein Internat auch Erziehungsarbeit leisten. Diesem Grundsatz des Reformpädagogen Hermann Lietz folgen alle Landerziehungsheime bis heute. Nicht von ungefähr bezeichnen sich Landerziehungsheime gern als „Wohnschulen“ – sie wollen keine Bildungsanstalt sein, sondern ein Heim, ein Ort, an dem die Kinder und Jugendlichen heimisch werden können. Ihr Ziel ist die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung der Schüler: Außer dem Schulstoff lernen sie Selbständigkeit, Mut und Verantwortungsbewusstsein.
Individuelle Förderung und Arbeit für die Gemeinschaft
Leben und Lernen sind an den Landerziehungsheimen untrennbar verknüpft: Die Tage der Schüler sind gefüllt mit künstlerischen, sportlichen, sozialen oder handwerklichen Tätigkeiten, die ihre Fähigkeiten und Neigungen gezielt fördern sollen. Die Kinder und Jugendlichen arbeiten außerhalb des regulären Unterrichts in Arbeitsgemeinschaften, sogenannten Gilden, mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten: Theaterspielen ist ebenso möglich wie Schreinern, Musizieren oder Sport. Hier geht es um anwendungsorientiertes und vor allem um selbstbestimmtes Lernen und Arbeiten.
Ebenso wichtig wie die gezielte Förderung der individuellen Interessen der Schüler ist aber auch die Arbeit für die Gemeinschaft. Alle Schüler sind dazu angehalten, gemeinnützige Aufgaben zu übernehmen: Die Bestellung des Gartens etwa oder die Reinigung des Schulgeländes. Auf diesem Weg sollen die Schüler Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft aber auch gegenüber ihrem Lebensraum erlernen.